Sie sind wegen Ihrer Erkrankung berufsunfähig geworden und möchten die Auszahlung Ihrer Berufsunfähigkeitsrente beantragen, um weiter finanziell selbstbestimmt leben zu können? Dann müssen Sie einen sogenannten Leistungsantrag stellen. Wo Sie dabei Unterstützung erhalten und was es zu beachten gilt, erzählt unsere Expertin Susanne Unterburger im Interview.

Dieser Text beschäftigt sich mit Depressionen. Betroffene oder Menschen, die das potenziell belastet, sollten eventuell nicht weiterlesen. Stattdessen gibt es am Ende des Textes Infos zu kostenlosen und anonymen Beratungsstellen.

Leistungsantrag: So erhalten Sie unkompliziert Hilfe

Wenn Sie wegen einer chronischen Depression berufsunfähig geworden sind, ist schnelles Handeln wichtig, damit nicht noch finanzielle Sorgen hinzukommen. Um Ihre Berufsunfähigkeitsrente zu beantragen, müssen Sie anhand des sogenannten Leistungsantrags nachweisen, dass eine bedingungsgemäße Berufsunfähigkeit vorliegt. Doch genau hier liegt oft das Problem, denn viele Betroffene fühlen sich dazu aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands nicht in der Lage.

Susanne Unterburger ist bei Swiss Life für die Leistungsbeantragung zuständig und kennt diese schwierige Situation aus ihrem Berufsalltag. Im Interview gibt sie Tipps, wie Sie bei Ihrem BU-Rentenantrag möglichst unkompliziert Hilfe erhalten.

Frau Unterburger, Sie bearbeiten auch Fälle, bei denen es um einen Antrag auf Berufsunfähigkeit aufgrund einer Depression geht. Was sind Ihre Erfahrungen im Umgang mit depressiven Menschen beziehungsweise Menschen mit psychischen Erkrankungen?
Eine Depression bringt häufig Zusatzsymptome wie Antriebslosigkeit und verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit mit sich. Daher fühlen sich die Kundinnen und Kunden oft nicht in der Lage, sich durch den umfangreichen Fragebogen zur Berufsunfähigkeitsprüfung durchzuarbeiten. Dieser wird dann zur Seite gelegt, der Prozess der Leistungsbeantragung wird gar nicht erst in Gang gesetzt. Das Schöne an meinem Job ist, dass ich betroffenen Menschen ihre Hilflosigkeit nehmen und sie auf ihrem Weg durch den Behördenkram begleiten kann.

Wie läuft eine Leistungsbearbeitung ab?
Bei der Swiss Life Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) können wir im Leistungsfall ein schnelles, unkompliziertes Vorgespräch mit den Versicherten führen. Diese Möglichkeit des Miteinandersprechens sollte unbedingt genutzt werden, da viele Fragen und Unsicherheiten aus dem Weg geräumt werden können. Umfangreiche Fragebögen und lange Bearbeitungszeiten werden dadurch deutlich reduziert. Dafür ist es natürlich wichtig, dass die Versicherten ihre Telefonnummer angegeben haben. Nach dem Gespräch erhält die Kundin oder der Kunde ein Protokoll und einen individuell angepassten Fragebogen zur BU-Prüfung. Das erleichtert die weiteren Schritte ungemein.

Was, wenn man sich trotzdem überfordert fühlt?
Ich ermutige meine Kundinnen und Kunden, so viel auszufüllen, wie sie können, um den Rest kümmere ich mich. Je nach Erkrankung werden außerdem aktuelle ärztliche Befunde benötigt. Auch dies ist in jedem Fall individuell und hängt vom Krankheitsbild ab. Der Bericht geht anschließend zu den BU-Prüfern in unserem Haus. Je nach Vertragsbedingungen kommt es dann nach erfolgreicher Prüfung zur Auszahlung.

Welche Tipps können Sie für die Leistungsbeantragung geben?
Man sollte den Mut haben, sich zu melden – und zwar rechtzeitig. Uns ist es wichtig, dass die Betroffenen wissen, dass sie bei Swiss Life ernst genommen werden. Viele Versicherte berichten, dass sie sich jetzt erst melden, weil sie es lange nicht wahrhaben wollten, dass sie erkrankt sind. Früher war das Thema nicht gesellschaftsfähig, das hat sich zum Glück geändert. In der Öffentlichkeit wird viel über Depressionen und andere psychische Erkrankungen berichtet.

Susanne Unterburger
Ich ermutige meine Kundinnen und Kunden, so viel auszufüllen, wie sie können, um den Rest kümmere ich mich.

Ab wann gilt man als berufsunfähig?
Das ist auch ein wichtiger Punkt: Viele Kundinnen und Kunden wissen nicht, was versichert ist. Sie denken, sie könnten sich erst melden, wenn sie langfristig berufsunfähig sind. Dabei greift die Versicherung bereits bei einer Berufsunfähigkeit von mindestens sechs Monaten.

Was sind häufige Fehler bei der Leistungsbeantragung und wie können sie vermieden werden?
Im Interesse aller Versicherten müssen Leistungsansprüche sorgfältig geprüft werden. Umso wichtiger ist es, dass die Angaben vollständig, korrekt und überzeugend sind. Auch hier stehe ich den Versicherten jederzeit als Ansprechpartnerin zur Seite, denn widersprüchliche oder gar falsche Angaben im Leistungsantrag können dazu führen, dass die BU-Rente gekürzt oder gar nicht ausgezahlt wird.
Was viele außerdem nicht wissen ist, dass ihre Berufsunfähigkeit durch einen fachärztlichen Befund nachgewiesen werden muss. Der Befund einer Hausärztin oder eines Hausarztes reicht in diesem Fall also nicht. Bei der Wahl der Fachärztin oder des Facharztes besteht jedoch freie Wahl.

Gehen Sie durch den beruflichen Kontakt anders mit dem Thema Depressionen um?
Mir ist deutlich geworden, wie wichtig es für die betroffenen Menschen ist, verstanden zu werden und sich aufgehoben zu fühlen. Nur so kann man sie motivieren, die nächsten Schritte zu gehen, also zum Beispiel den Fragebogen auszufüllen. Denn durch diese motivierende Erfahrung schaffen sie mehr. Ich sage ihnen, dass sie mich einfach anrufen dürfen, wenn es irgendwo hakt. Das gibt ihnen Sicherheit, dann fühlen sie sich nicht allein.

Was tun Sie noch, um die Betroffenen in ihrer Situation zu unterstützen?
Ich rede langsam mit ihnen, denn eine ruhige Ausstrahlung ist das, was die Menschen brauchen. Jemanden, der sich für sie Zeit nimmt. Das gebe ich ihnen. Wenn sie gerade sehr traurig oder durcheinander sind, sage ich ihnen: „Sie haben alle Zeit der Welt.“ Das hilft ihnen. Das ist so toll an meinem Arbeitsgebiet: dass ich mir auch Zeit nehmen darf. Ich habe durch meine Arbeit gelernt, eine gute Ansprechpartnerin zu sein. Auch eine strukturierte Gesprächsführung ist für die Betroffenen wichtig.

Haben Sie den Eindruck, dass solche Fälle zunehmen?
Tatsächlich ist es so, dass es immer mehr werden. Dies ist auch durch die Entwicklungen der letzten Zeit bedingt. Die Corona-Pandemie hat viele Menschen in den finanziellen Ruin getrieben, das kann auch zu Depressionen führen. Das Thema Einsamkeit war ebenfalls extrem belastend. Viele Menschen haben sehr darunter gelitten, unfreiwillig so lange allein zu sein. Dies hat auch bereits bestehende psychische Erkrankungen verstärkt.

Und wie sieht es mit anderen psychischen Erkrankungen aus?
Es gab und gibt da noch die Fälle der Überlastung, die zum Beispiel Menschen betreffen, die in Krankenhäusern oder als Lehrkräfte arbeiten. Ich habe außerdem vermehrt Anrufe von Eltern erhalten, deren Kinder Sozialphobien entwickelt haben und daher nicht mehr in die Schule oder in die Universität gehen können. Dazu muss man sagen, dass wir bei Swiss Life auch Schülerinnen und Schüler sowie Studierende versichern.
Auch die Anzahl an Menschen, die wegen posttraumatischer Belastungsstörungen berufsunfähig werden, hat zugenommen. Das können zum Beispiel Menschen sein, die Opfer von Missbrauch geworden sind, die Überfälle erlebt oder Angehörige durch Unfälle verloren haben.

Was tun Sie selbst, um sich bei solchen emotionalen Geschichten nicht selbst zu sehr zu belasten und diese nicht allzu nah an sich herankommen zu lassen?
Es gibt Geschichten, die nimmt man mit. Ich habe manchmal auch weinende und verzweifelte Menschen am Telefon und ich rede ganz offen mit ihnen. Aber es ist schön zu wissen, dass ich den Menschen in dem Moment ein gutes Gefühl geben kann. Ich kann ihre Erkrankung nicht heilen; aber ich kann ihnen Mut machen, den Blick nach vorn richten und ihnen den Weg durch den Behördenkram bahnen, damit sie ihre Leistungen beantragen.

Das klingt sehr menschlich.
Ich bin gern für Menschen da, das ist für meinen Beruf essenziell. Und ich bekomme häufig sehr schönes Feedback zurück. Das erfüllt mich. Viele sind total dankbar, einen echten Menschen am Telefon zu haben. Ich sage immer: Menschen brauchen Menschen, bei aller Digitalisierung. Dieser menschliche Kontakt ist auch etwas, das Swiss Life auszeichnet.

Was haben Sie durch Ihre Arbeit gelernt?
Mir ist klar geworden, wie wichtig eine rechtzeitige Vorsorge ist. Ich werde täglich mit der Vielfalt an Auslösern konfrontiert, die dazu führen können, dass ein normales Berufsleben plötzlich nicht mehr möglich ist. Diese Nähe zu den Menschen, die hinter den Schicksalen und Geschichten stehen, macht das Risiko für mich sehr greifbar.

Haben Sie zum Schluss noch einen Rat, den Sie jungen, gesunden Menschen gern mitgeben würden?
Schließen Sie frühestmöglich eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, egal, in welchem Berufsfeld Sie später arbeiten möchten oder in welchem Sie sich bereits befinden. Viele denken zum Beispiel: Ich bin doch ein Büromensch, was soll schon passieren? Dabei sind psychische Erkrankungen mittlerweile der Hauptgrund für eine Berufsunfähigkeit. Burn-out, Mobbing, Angststörungen – es kann jeden Menschen treffen. Es entstehen so schnell Situationen oder unglückliche Verkettungen von Ereignissen, die zu psychischen Problemen führen können, an die man nie gedacht hätte. Das kann der Verlust des Partners sein, eine plötzliche Pflegesituation oder ein traumatisches Erlebnis, das einem widerfährt.
Auch die berufliche Belastung nimmt zu: Arbeitsverhältnisse sind unsicherer geworden und Homeoffice führt bei vielen Berufstätigen dazu, dass die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben nicht mehr gegeben ist. Dies hat ebenfalls Auswirkungen auf die psychische Verfassung. Sie sehen also: Niemand ist dagegen gefeit, an einer Depression oder einer anderen psychischen Störung zu erkranken.

Hier finden Sie Hilfe

Stiftung Deutsche Depressionshilfe: Infotelefon: 0800 3344533 (Mo., Di., Do.: 13–17 Uhr;
Mi., Fr.: 08:30–12:30 Uhr)

Telefonseelsorge (Anruf kostenfrei, die Menschen am Hörer arbeiten ehrenamtlich und haben zum
größten Teil keine therapeutische Ausbildung): 0800 1110111 und 0800 1110222

online unter www.psychenet.de/de/hilfe-finden/schnelle-hilfe/soforthilfe

Sie haben noch Fragen?

Wir beantworten Ihnen gern all Ihre Fragen rund um das Thema Berufsunfähigkeitsversicherung und helfen Ihnen, damit Sie Ihr Leben auch im Ernstfall möglichst selbstbestimmt gestalten können.

Berufsunfähigkeit durch Depressionen: So können Sie sich schützen

Immer mehr Menschen werden wegen psychischer Probleme berufsunfähig: Erkrankungen wie Burn-out, Depressionen und Angststörungen machen inzwischen mit 37 Prozent sogar den größten Teil der Fälle aus. Das zeigt der Bestand der Swiss Life-Leistungsfälle aus dem Jahr 2019. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer. Erst danach folgen Erkrankungen des Bewegungsapparates (24 Prozent) und Unfälle (13 Prozent).

Ursachen Berufsunfähigkeit Psyche/Nervenkrankheiten, Bewegungsapparat, Unfälle
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Ursachen Berufsunfähigkeit Krebs, Herz/Kreislauf, innere Erkrankungen, Sonstige
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Für längere Zeit oder sogar für immer berufsunfähig zu sein ist ein existenzbedrohendes Szenario, denn die gesetzliche Absicherung reicht in der Regel nicht aus, um den finanziell gewohnten Lebensstandard zu erhalten.

Umso wichtiger ist es, diesem Risiko durch den rechtzeitigen Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorzubeugen. Sie leistet – je nach persönlicher Ausgestaltung – einen finanziellen Ausgleich, sobald Sie Ihren Beruf nicht mehr wie gewohnt ausüben können. Dies ermöglicht es Ihnen, auch in schwierigen Zeiten finanziell selbstbestimmt leben zu können.

Branchenspezifische Absicherung

Swiss Life Deutschland bietet neben der regulären Berufsunfähigkeitsversicherung auch die Branchenlösungen MetallRente, KlinikRente, ChemieRente (AKS Flex), die ganz auf die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Branche abgestimmt sind.

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