Ausschließlich Selbstversorger zu werden ist sicherlich für die wenigsten Menschen machbar – oft fehlt der Platz, die Zeit oder das Know-how. Dennoch wächst bei vielen das Bedürfnis nach Eigenanbau, weshalb bereits 60 Prozent aller Schrebergartenvereine eine Warteliste führen.* Dass jedoch nicht immer viel Platz benötigt wird, um eigene Lebensmittel anzubauen, zeigt der Trend des Micro-Gardenings.

Vor allem in Städten ist der Zugang zu Lebensmitteln frisch vom Feld eher begrenzt. Die wenigsten haben Gärten, der nächste landwirtschaftliche Betrieb ist außerhalb der Reichweite der öffentlichen Verkehrsmittel. Wie schön wäre es, wenn Sie Ihr eigenes Grünzeug züchten könnten? Micro-Gardening macht es möglich. Und so funktioniert’s!

Was ist Micro-Gardening?

Vielleicht erinnern Sie sich noch an Ihre Kindheit, als Sie zusammen mit Ihren Eltern oder in der Schule Kressesamen ausgesät haben und wenige Tage später die kleinen Pflänzchen für ein Brot mit Eiersalat oder Frischkäse ernten konnten. Das war quasi Micro-Gardening.

Mit dem Trend des Urban Gardenings haben Menschen in Städten eine Möglichkeit gefunden, auf kleinen Flächen frische Lebensmittel anzubauen und somit wertvolle Nährstoffe für ihren Körper verfügbarer zu machen. Eine neue Stufe davon ist das Micro-Gardening. Dabei werden Lebensmittel auf kleinstem Raum, teilweise sogar ohne natürlichen Boden und in speziellen Systemen, angebaut. Es können sowohl reguläre Samen als auch sogenannte „Microgreens“ verwendet werden, die sich kaum von den regulär angebauten Pflanzen unterscheiden, sondern einfach viel früher geerntet werden als ihre großen Verwandten auf Feldern oder in Gewächshäusern.

Die Micro-Gärten sind darauf ausgelegt, hochproduktiv zu sein. Sie sind energie- und platzsparend, nachhaltig, erschwinglich und wachsen in gesunder Erde oder Substrat. Wer Bio-Samen und -Dünger verwendet, kann somit seine eigenen Bio-Produkte anbauen.

Wie viel Platz braucht Micro-Gardening?

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Ein Micro-Garden kann wenige Quadratzentimeter beanspruchen, wenn er in einer kleinen Schale, einem Mini-Gewächshaus oder in Töpfen auf dem Fensterbrett angelegt wird. Wer mehr Platz hat, kann natürlich ganze Beete über mehrere Quadratmeter anlegen oder die Pflanzflächen vertikal in die Höhe erweitern. Dies funktioniert meist wunderbar mit Paletten, die hochkant aufgestellt werden, oder Regalen. Auch Rohre oder hängende Töpfe können vertikales Gärtnern ermöglichen.

Welche Pflanzen eignen sich?

Wer Micro-Gardening erst einmal vorsichtig austesten möchte, für den eignen sich Sprossen. Diese sind sehr gesund, reich an Eiweiß, Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen. Sie lassen sich in einem flachen Gefäß mit feuchtem Küchenpapier oder einem mit Wasser befeuchteten Behälter (z. B. ein Schraubglas) aus verschiedenen Saaten heranziehen. Dazu gehören:
 
  • Alfalfa
  • Bockshorn-Klee
  • Brokkoli
  • Kichererbsen
  • Kresse
  • Linsen
  • Mungobohnen
  • Radieschen
  • Rucola
  • Weizen

und noch viele mehr.

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Dabei sollten Sie auf unbehandeltes Saatgut zurückgreifen, wie zum Beispiel Bio-Saatgut. Für den Anfang werden die Sprossen acht Stunden in Wasser eingeweicht. Anschließend wird das Wasser abgegossen. Sprossen, die in Gläsern gezogen werden, sollten zwei Mal am Tag mit frischem Wasser durchgespült werden. Überschüssiges Wasser sollte abtropfen können, damit sich keine größeren Mengen Bakterien bilden. Vor jeder neuen Aufzucht sollten die Gläser zudem gründlich gereinigt werden. Wer kein spezielles Sprossenglas besitzt, kann auch in den Deckel eines Schraubglases Löcher bohren.

Die Aufzucht von Microgreens – auch hierzu gehören beispielsweise Radieschen, aber auch Samen von Salat, Koriander, Erbsen, Sonnenblumen oder Kapuzinerkresse – erfolgt meist in einem mit Anzuchterde gefüllten Behälter, wie zum Beispiel einem Blumentopf oder einem großen flachen Behälter. Das Saatgut wird dicht gesät und vorsichtig angedrückt. Anschließend wird es mit Wasser aus einer Sprühflasche befeuchtet. Je nach Saatgut wird anschließend noch eine dünne Schicht Erde darüber gedeckt. Am besten keimen die Microgreens an einem hellen und warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Wichtig ist, dass das Substrat dabei nicht austrocknet. Nach ungefähr einer Woche kann meist bereits das erste Grün geerntet werden.

Kräuter und Gemüse ziehen

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Wer sich schon etwas mehr zutraut, kann Kräuter oder Gemüse in Töpfen oder anderen Behältern ziehen. Auch dafür gibt es entsprechendes Saatgut. Hier braucht es je nach Sorte mehr oder weniger Fingerspitzengefühl. Wer ungeduldig ist, kann sich für das Vorkeimen ein Mini-Gewächshaus besorgen oder selbst bauen. Hierfür eignen sich beispielweise Plastiktüten, Plastikbehälter von Lebensmitteln oder nachhaltigere Produkte wie große Glasgefäße oder eigene Konstruktionen aus Holz und Glas.

Vielleicht versuchen Sie es auch mit Pflücksalat in einem Blumentopf? Der ist relativ pflegeleicht, wächst schnell und auch immer wieder nach und bietet eine wunderbare Beilage zu vielen Gerichten. Natürlich können Sie auch eine ganze Mahlzeit daraus zaubern mit selbst gezogenen Cherrytomaten, Snackpaprika und Kräutern. Hier ist Ihrer Kreativität keine Grenze gesetzt.

Auch sogenannte Monatserdbeeren eignen sich hervorragend, um sie in Töpfen in der Wohnung oder auf dem Balkon zu halten. Sie sind robust und bringen über mehrere Monate (in der Regel zwischen Juni und Oktober) Früchte hervor, die Sie zum Müsli, im Smoothie oder einfach pur naschen können.

Der Swiss Life Unternehmenswald

Wir kooperieren mit PLANT-MY-TREE® und möchten mit Hilfe unserer Kunden eine Fläche von sieben Fußballfeldern aufforsten.

Regrowing

Ein praktischer Tipp in Sachen Nachhaltigkeit ist das sogenannte Regrowing. Hier werden Lebensmittel nicht aus Saatgut, sondern aus Küchenresten gewonnen. Alles, was Sie dafür brauchen, ist der Strunk eines Salates, der untere Teil einer Zwiebel oder die Kartoffel, die vergessen in der hintersten Ecke der Gemüseschublade bereits begonnen hat, zu keimen. Salat, Zwiebeln, Frühlingszwiebeln, Lauch, Möhren, Fenchel oder Sellerie können in flachen Gefäßen oder Gläsern mit ein wenig Wasser wieder austreiben. Voraussetzung dafür ist, dass noch genügend Strunk vorhanden ist – etwa drei bis fünf Zentimeter je nach Gemüse. Die Wurzeln sollten dabei vom Wasser bedeckt sein, der obere Teil jedoch noch herausragen. Kartoffeln können in spezielle Töpfe oder mit Stroh befüllte Drahtkörbe gepflanzt werden. Ist das ausgetriebene Grün dann wieder verwelkt, geht es an die Ernte.

An die Saaten, fertig, los!

Egal, wofür Sie sich entscheiden: Gärtnern im Micro- oder im Makro-Stil, indoor oder outdoor. Es macht einfach unglaublich Spaß, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, und am Ende auch die Ernte seiner eigenen Mühen einzufahren. Sie wissen, woher die Sprossen, die Kräuter oder das Gemüse kommen, die Lebensmittel haben extrem kurze Wege und frischer geht es nicht. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann sogar seinen eigenen Kompost herstellen. Bioabfälle hat jeder Haushalt und mit Mini-Komposteimern oder einer Wurmkiste – eine Kiste mit lebenden Würmern, welche die Abfälle kompostieren – können Sie selbst in der kleinsten Wohnung nahrhaften Kompost für Ihre Pflanzen herstellen. Also, worauf warten Sie noch?!

Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Micro-Gärtnern!

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* Quelle: https://www.ivg.org/fileadmin/user_upload/ivg-jahresbericht-2019.pdf (Abgerufen am 23.02.2021)