Es ist vermutlich keine große Überraschung mehr: Das Wissen um Finanzen und Vorsorge ist in Deutschland ausbaufähig. Die wenigsten haben Freude, sich mit diesen Themen zu beschäftigen oder wissen nicht, wie man am besten das eigene Geld anlegen sollte. Finanzthemen haben ein Imageproblem.
Das belegen auch die Ergebnisse einer unserer erst kürzlich veröffentlichten Studien mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov mit über 2.000 Personen: Nur jede dritte Person schätzt das eigene Finanzwissen als sehr gut oder gut ein und vor allem junge Menschen haben noch nicht für den Ruhestand vorgesorgt. Außerdem sagt jede dritte Person, dass sie sich nie oder nur selten mit Finanzen auseinandersetzt. 40 Prozent der Befragten sagen, dass Finanzberatung eine wichtige Funktion in der Vermittlung von Finanzwissen einnimmt. Aber dazu später mehr.
Darum beschäftigen sich Menschen nicht mit Finanzen und Vorsorge
Die Gründe für das mangelnde Interesse an Finanzen und dem geringen Wissen über Finanzthemen sind unterschiedlich. In unserer Befragung haben die meisten angegeben, dass sie keine disponiblen finanziellen Mittel haben, so dass sich das Thema für sie gar nicht stellt. Es folgen dann widersprüchliche Informationen, die belegen, dass viele von der Komplexität der Themen Finanzen und Vorsorge überfordert sind. Generell wird ein offener Dialog zu Geld- und Finanzthemen gesellschaftlich meist tabuisiert – man möchte nicht über Geld sprechen. Dabei sagen 44 Prozent der befragten Personen, dass eigentlich mehr über Geld gesprochen werden sollte.
Hier kann die Schule ein erster Ansatzpunkt sein, um die Themen interessant aufzubereiten und die Komplexität zu reduzieren. Zwei Drittel unserer Befragten wünschen sich dafür zum Beispiel ein verpflichtendes Schulfach. Gleichzeitig ist unser Schulsystem reformbedürftig, die Lehrpläne sind nicht zeitgemäß.
Warum Finanzberatung die Lösung sein kann
Der Aufbau von Finanzwissen ist vor allem dann erfolgreich, wenn alle Bevölkerungs-, Bildungs- und gesellschaftlichen Schichten angesprochen werden. Es braucht sowohl digitale als auch analoge Bildungs- und Informationsangebote und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die eine zielgruppengerechte Ansprache ermöglichen. In diesem Jahr hat die Bundesregierung die „Initiative finanzielle Bildung“ ins Leben gerufen – ein richtiger, erster Schritt. Wer aber Finanzbildung in Deutschland stärken will, sollte daher auch die Finanzberatung stärken. Insbesondere weil es nicht nur um das reine Finanzwissen geht. Viele Menschen tun sich schwer bei finanziellen Angelegenheiten in die Zukunft zu schauen. Dabei ist die Aufstellung eines Finanzplanes fundamental, um hinterher die richtigen finanziellen Entscheidungen zu treffen.
Ich treffe mich regelmäßig und nach dem Zufallsprinzip mit unseren Kundinnen und Kunden. Dabei erfahre ich sehr viel darüber, wie sie an Geldthemen und Finanzen herantreten. Ich beobachte zwei Kategorien von Menschen: diejenigen die schlicht zu wenig über Finanzen wissen und die, die sich einfach nicht die Zeit für das Thema nehmen wollen. Ich erinnere mich gut an eine Wirtschaftsprüferin (die sogar Lebensversicherungen prüfte), die mir ausführte, dass ihre eigenen Finanzen nur eine sehr geringe Priorität bekämen. Und der Mitarbeiter bei einem Verkehrsbetrieb kommt mir in den Sinn, der sagte er habe ja leider keine Ahnung von Finanzen, aber er würde nicht jeden Tag um fünf aufstehen, damit anschließend aus seinem Geld nichts würde.
Was Menschen von Finanzen abhält
Es geht also sowohl um die dem Thema innewohnende Komplexität, die erstmal aufgebrochen werden muss, als auch um die Schnelllebigkeit des Themas. Was gestern stimmte, kann sich heute anders darstellen. Beides hält Personen davon ab, ihre Vorsorge aktiv anzugehen. Viele sind dabei sehr dankbar, eine Finanzberaterin oder einen Finanzberater an ihrer Seite zu haben. Die Beratung unserer Swiss Life-Gesellschaften liegt insgesamt bei einem Net Promoter Score von 85 – ein sehr hoher Wert, der zeigt, wie wichtig es uns ist, qualitativ hochwertige Beratung zu verwirklichen. Und dabei geht es nicht darum, sämtliche Unterlagen an die beratende Person abzugeben und sich zu freuen, wenn die Anlage gut performt. Es geht darum, sich intensiv mit der jeweiligen Situation auseinanderzusetzen, einzelne Bausteine aus der Finanz- und Versicherungswelt kennenzulernen sowie eine umfangreiche Analyse zu erstellen, um selbstbestimmt und eigenständig im Alter agieren zu können. Das ganze Thema braucht natürlich auch ein zeitliches Commitment. Die erstmalige Erarbeitung eines Finanzplanes erfordert in der Regel drei Termine und einen Invest von fünf bis sechs Stunden.
5 Tipps zum Aufbau des eigenen Finanzwissens – für mehr Selbstbestimmung
Wir bei Swiss Life sind sehr erfahren darin, Menschen mit dem notwendigen Finanzwissen zu versorgen. Alle, die bei uns beraten, müssen Prüfungen absolvieren und Lizenzen erwerben. Unsere Aus- und Weiterbildung bereitet deshalb die angehenden Beraterinnen und Berater auf die verschiedenen IHK-Prüfungen vor. Wir sind davon überzeugt, dass das bewusste Auseinandersetzen mit Finanzen und Vorsorge sowie der richtige Mix aus digitaler und persönlicher Beratung zu mehr Selbstbestimmung im Leben der Menschen führt. Unsere Erfahrung zeigt, dass es auf die folgenden Punkte ankommt, um das zu erreichen.
1. Gehe an das Thema nicht autodidaktisch ran. Sprich mit Menschen, die sich mit Finanzen und Vorsorge auskennen.
Den Glaubenssatz „Über Geld spricht man nicht“ kennen wir Deutschen nur zu gut. Das sollten wir aber hinterfragen, denn doch: wir sollten definitiv über Geld sprechen! Und zwar vor allem mit denjenigen, die sich gut mit Finanzen auskennen – zum Beispiel Finanzberaterinnen und Finanzberater. Spätestens, wenn es dann daran gehen soll, ein Produkt zu erwerben oder Geld zu investieren, ist es essentiell, eine erfahrene und ausgebildete Person zu Rate zu ziehen. Zum Beispiel, um die bereits vorhandenen Versicherungen überprüfen zu lassen. Die Ausbildung zur Finanzberaterin oder zum Finanzberater ist nicht ohne Grund umfangreich: Die Entwicklungen in der Finanz- und Versicherungswelt sind enorm. Allein die Zinsentwicklungen in den letzten Monaten haben neue Möglichkeiten für Anlegerinnen und Anleger geschaffen. Eine professionelle Finanzberatung hat diese Entwicklungen im Blick und kann individuell auf die Bedürfnisse und Situationen der Kundschaft eingehen.
2. Erstelle einen langfristigen Finanzplan.
Der Blick in die Zukunft kann sich lohnen. Ein umfangreicher Finanzplan kann dabei helfen, ein gutes Gefühl für künftige Ausgaben und Einnahmen zu bekommen. Immer wieder gibt es Veränderungen im eigenen Leben. Das erste Kind ist auf dem Weg oder es steht ein Jobwechsel an. Alle Veränderungen betreffen am Ende oft auch das eigene Vermögen. Zudem ergeben sich häufig steuerliche Auswirkungen oder Möglichkeiten, die es zu antizipieren gilt. Leider beschäftigen sich viele erst mit der finanziellen Situation, wenn der nächste Lebensabschnitt schon eigetreten ist. Hier ist es wichtig, sich frühzeitig mit möglichen Situationen auseinanderzusetzen und vorzusorgen. Wer jetzt schon anfängt, fürs Alter vorzusorgen, kann nur gewinnen.
3. Beschäftige dich bei deinen Recherchen mit mehreren Quellen.
Ein Schritt für mehr Finanzwissen kann die Suche im Internet und Social Media sein. Es gibt unzählige Videos oder Texte, die einfach und gut beschreiben, wie man am besten Geld anlegen, Vermögen aufbauen oder Vorkehrungen für die Vorsorge treffen kann. Hier ist allerdings auch Vorsicht geboten, nicht alle Angebote sind seriös und umfassend. Man sollte nur vertrauenswürdige Quellen nutzen. Deshalb sei vorsichtig, wenn dir vermeintliche Patentrezepte „schmackhaft“ gemacht werden.
4. Frage möglichst oft andere Menschen, was sie in Sachen Finanzen machen.
Viele unserer Kundinnen und Kunden sprechen mit Freunden oder Familienmitgliedern über darüber, wie sie ihr Geld angelegt haben. Das ist auch naheliegend, da diese Personen einen am besten kennen und man keine Scheu hat, sich über Geld & Co. auszutauschen. Ein regelmäßiger Abgleich deiner Planung hilft, um auf dem neuesten Stand zu bleiben und voneinander zu lernen.
5. Den Stress rausnehmen!
Verständlicherweise kann die Auseinandersetzung mit Finanzen und Vorsorge zu Sorgen führen. Nicht alle haben ausreichend Mittel zur Verfügung, um zum Beispiel eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen oder große Mengen Geld am Aktienmarkt anzulegen. Aber hier gilt die Devise: Schon mit kleinen Beträgen lässt sich viel bewirken. Und: Häufig unterstützen Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden ebenfalls bei der Altersvorsorge. Da lohnt es sich, nachzufragen.
Übrigens: Unsere Finanzberaterinnen und Finanzberater haben nicht selten den Weg in die Profession gewählt, weil sie selbst für sich festgestellt haben, dass ihnen zusätzliches Finanzwissen guttun würde. Nicht alle wussten schon vor der Ausbildung, welche Versicherungen es braucht oder wie das Anlageportfolio aufgebaut sein sollte. Aber sie hatten Lust, sich mit den Themen zu beschäftigen und sie bekamen dann eine fundierte und hochwertige Aus- und Weiterbildung, die sie zu Profis auf dem Gebiet machte.
Die Förderung des Finanzwissens stärkt Chancengerechtigkeit und ist eine Investition in die soziale Gerechtigkeit. Gerade in der aktuellen Zeit macht das fundierte Wissen zu Finanzen und Vorsorge widerstandsfähig. Es lohnt sich, in die Eigenverantwortung der Menschen zu investieren.
Kurzbiografie
Jörg Arnold ist seit Juli 2017 CEO bei Swiss Life Deutschland. Zudem ist der studierte Wirtschaftswissenschaftler Mitglied der Konzernleitung der Swiss Life-Gruppe. Swiss Life ist in Deutschland einer der größten Anbieter für produktgeberübergreifende, persönliche Finanzberatung und zugleich ein spezialisiertes Lebensversicherungsunternehmen.
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