Musik kann mehr als nur unterhalten. Fast jeder hat bestimmte Lieder, mit denen er gewisse Momente und Emotionen verbindet. Musik tröstet, sie baut auf, entspannt, verbindet und gibt Rückhalt. In der Musiktherapie wird die Kraft der Musik genutzt, um Burn-out, Depressionen und vieles mehr zu behandeln.
In unserer hektischen Zeit ist Stress keine Seltenheit; die Zahl der Fehltage wegen stressbedingter Erkrankungen ist so hoch wie nie. Mit bestimmten Methoden für mehr Achtsamkeit und Stressprävention kann man Erkrankungen wie Burn-out oder Depressionen entgegenwirken.
Musik kann hierbei helfen. Sie bringt uns zum Tanzen, zum Weinen oder macht uns einfach nur glücklich. Dass Musik eine positive Wirkung auf unser Wohlbefinden und unsere Emotionen hat, ist wahrscheinlich für viele von uns nachvollziehbar. Doch sie leistet noch viel mehr.
Musiktherapie als Weg zur Heilung
Mithilfe sogenannter bildgebender Verfahren machte eine Forscherin der kanadischen McGill University die Effekte von Musik auf unsere Hirnstrukturen sichtbar. Das Ergebnis: Bei den Lieblingsstücken der Probanden wurde Dopamin – ein wichtiger Botenstoff des Körpers – im Belohnungszentrum des Gehirns freigesetzt und sorgte so für Wohlgefühle.¹
Die Musiktherapie nutzt diese positiven Effekte, um verschiedenste Erkrankungen zu therapieren – von Multipler Sklerose über Demenz bis hin zu Depressionen und Burn-out. Klänge und Rhythmen sprechen das Unbewusste an. Patienten lernen sich somit besser kennen und verstehen. Die Therapie erfolgt einzeln oder im Gruppensetting. Die Länge der Behandlung sowie die Anzahl der Sitzungen hängt dabei vom Patienten, dem Schweregrad der Erkrankung sowie den konkreten Themen ab.
Unterschieden wird zudem zwischen aktiver und rezeptiver Musiktherapie. Bei der aktiven Therapie musiziert der Patient mit einfachen Instrumenten. Das können Trommeln, Percussions oder eine Gitarre sein. Auch die eigene Stimme kann eingesetzt werden. Dabei geht es nicht darum, fertige Melodien zu spielen oder das jeweilige Instrument zu erlernen, sondern rein um das Ausprobieren und Erleben. Bei der rezeptiven Therapie wird (gemeinsam) Musik gehört. Zu beiden Arten gehört im Anschluss ein therapeutisches Gespräch. Hier wird das jeweilige Klangerlebnis eingeordnet und der Therapeut bespricht mit dem Patienten, welche Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen die Musik hervorgerufen hat. Das Gespräch soll dem Patienten bei der Verarbeitung seiner Gedanken und Gefühle helfen.²
Hilfe bei Depression und Burn-out
Das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt sowohl national als auch international bei 16 – 20 %. Während Frauen häufiger betroffen sind als Männer, treten Depressionen in jedem Lebensalter auf.³
Ist eine Burn-out-Erkrankung oder Depression erst einmal aufgetreten, beeinflusst sie oft große Teile des eigenen Lebens. Beides ist behandel- und heilbar, stellt Betroffene aber meist vor große Herausforderungen. Der Genesungsprozess kann zudem einige Zeit in Anspruch nehmen. Beide Erkrankungen können einen längeren Ausstieg aus dem Berufsleben bedeuten, welcher finanzielle Einbußen mit sich zieht. Das Leben gerät aus dem Takt. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sorgt hier für den nötigen Schutz und fängt das Ausbleiben des Einkommens ab.
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Dass die Musiktherapie Depressionen bei Kindern und Jugendlichen deutlich lindern kann, ergab eine Studie der Queen’s University und der Bournemouth University. Zusammen mit dem Northern Ireland Music Therapy Trust wurden zwei Gruppen aus Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen acht und 16 Jahren verglichen, die an Depressionen litten. Während eine Gruppe ausschließlich eine konventionelle therapeutische Behandlung erhielt, wurde die Behandlung der anderen Gruppe durch Musiktherapie ergänzt. Über drei Jahre wurden die Kinder und Jugendlichen behandelt. Das Resultat: Im Vergleich zu der konventionell therapierten Gruppe zeigten die Kinder und Jugendlichen mit musiktherapeutischer Unterstützung ein deutlich gesteigertes Selbstbewusstsein und spürbar weniger depressive Symptome. Zudem verbesserte sich ihre Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit. Alle positiven Effekte hielten sich langfristig.⁴
Inwieweit Musik wirklich bei der Behandlung von Burn-out hilft, haben bereits verschiedene Studien erforscht, jedoch mit nicht eindeutigen Ergebnissen. Oft wird sie zudem ergänzend zu anderen Therapien eingesetzt. Laut HTA-Bericht 120 – „Therapie des Burnout-Syndroms“ (1. Auflage 2012) können Musiktherapien vor allem in Kombination mit anderen therapeutischen Ansätzen oder Interventionen stresswirksam sein. Dabei sei eine individuelle Behandlung einer Gruppenbehandlung vorzuziehen.⁵
Es muss nicht gleich Musiktherapie sein
Inwieweit Musiktherapie bei Depressionen und Burn-out helfen kann, ist nicht vollends erforscht. Ergänzend wird sie allerdings gern mit anderen Therapien kombiniert, wodurch bereits positive Effekte erzielt werden konnten.
Doch es muss nicht immer gleich Musiktherapie sein. Im kleinen Rahmen kannst du Musik ebenso für dein Wohlbefinden nutzen. Vielleicht hilft es dir schon beim Stressabbau, wenn du unter der Dusche laut singst, beim Kochen durch die Küche tanzt oder du ein Instrument spielst. Auch beim Meditieren kann Musik zur Entspannung beitragen.
Unser Tipp: Nutze Musik als Anker. In der Stressbewältigung lassen sich gute, starke Momente mit bestimmten Reizen verknüpfen – über eine Berührung, einen Geruch oder eben durch Musik. Suche dir ein Lied, das dir besonders gut gefällt und etwas Positives in dir auslöst. Erlebst du etwas Tolles oder einen Moment, in dem du besondere Stärke beweist, höre dir dieses Lied an. Je öfter du das Lied mit solchen positiven Momenten aufladen kannst, desto besser. Stehst du dann vor einer Herausforderung oder hast einen besonders schweren Tag, wird dich dieses Lied an all die guten Momente und deine Stärke erinnern und zum Stressabbau beitragen. Probieres es aus!
Manchmal ist es aber auch überhaupt nicht die Musik, die wir zur Entspannung brauchen, sondern einfach die Ruhe. Egal, wofür du dich entscheidest: Hauptsache, du fühlst dich wohl dabei.
¹ Quelle: https://www.zeit.de/zeit-wissen/2012/01/Psychologie-Musik/komplettansicht (abgerufen am 20.10.2020)
² Quelle: https://www.karstenwolf.com/therapie/musiktherapie (abgerufen am 20.10.2020)
³ Quelle: https://www.researchgate.net/publication/261550247_Musiktherapie_bei_Depression_-_Forschungsergebnisse_aus_klinischer_Sicht_Musiktherapeutische_Umschau_Musiktherapeutische_Umschau_351_16-27 (abgerufen am 28.10.2020)
⁴ Quelle: https://www.qub.ac.uk/News/Allnews/2016/Musictherapyhelpsimprovebehaviouralandemotionalproblemsinchildrenandadolescents.html (abgerufen am 28.10.2020)
⁵ Quelle: https://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta332_bericht_de.pdf (abgerufen am 28.10.2020)